Jedes Jahr verlassen mehr tunesische Ärzte ihre Heimat. Die meisten zieht es nach Europa, besonders Deutschland, wo viele junge Mediziner ihre Facharztausbildung machen. Die tunesische Ärztekammer ist alarmiert.
Die 150 jungen vorwiegend jungen Männer und Frauen haben ein gemeinsames Ziel: Deutschland. Informationen darüber, wie es zu erreichen ist, erhoffen sich die Ärztinnen, Krankenpfleger und Zahnärzte von der Veranstaltung im überfüllten Konferenzsaal in einem Büroviertel in Tunis. Von der privaten Freiburg International Academy (FIA) erhalten sie Tipps zu den Sprachprüfungen und der Anerkennung ihrer Diplome.
Derweil wird Nabeel Farhan, Leiter der FIA und selbst Mediziner, von einer Reihe tunesischer Journalisten befragt, wie es denn sein könne, dass Deutschland einfach reihenweise Ärzte abwerbe. Das Thema ist brisant in Tunesien, wo junge Ärzte seit Jahren die schlechte Ausstattung der staatlichen Krankenhäuser, Schichten von mehr als 36 Stunden und mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten beklagen. Zuletzt hatten die Ärzte in Ausbildung für mehr als sechs Wochen für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt.
Von Abwerbung könne keine Rede sein, sagt Farhan. „Die Ärzte gehen nur, wenn sie in Tunesien keine Perspektive haben.“ Mit Hilfe solcher Infoveranstaltungen wolle er den jungen Ärzten ein realistischeres Bild von Deutschland vermitteln – und von den Hürden, die sie dort nehmen müssen. Kürzlich war er in Kairo, demnächst geht es in die jordanische Hauptstadt Amman.
Fachsprachkurse und Hilfe bei der Jobsuche
Sein Unternehmen bietet Fachsprachkurse und Unterstützung bei der Jobsuche an. Vom Visum bis zum Vorstellungsgespräch zahlen die angehenden Mediziner dafür rund 4.000 Euro – viel Geld in Tunesien, wo der monatliche Mindestlohn bei 380 Tunesischen Dinar, umgerechnet rund 130 Euro liegt. mehr
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