Tunesiens Behörden agieren zögerlich was die Rücknahme von tunesischen Staatsbürgern angeht, die im Ausland straffällig geworden sind. Vor allem die Rückkehr der mehr als 5000 Tunesier, die in Syrien und dem Irak kämpfen, gefährde die junge Demokratie. Gleichzeitig fehlt es an einer nachhaltigen Strategie zum Umgang mit Extremisten, die über Repressionen hinausgeht. 

Die Demonstranten zogen am Wochenende durch die Straßen von Tunis. Sie verlangten von ihrer Regierung, keine radikalen Islamisten aus dem Ausland nach Tunesien zurückkehren zu lassen. Anlass war der Terroranschlag des gebürtigen Tunesiers Anis Amri in Berlin – und die deutsche Diskussion, als gefährlich eingestufte Ausländer schneller in ihre Heimat abzuschieben. Das machte ein Transparent besonders deutlich: „Angela Merkel, Tunesien ist nicht die abfall von Deutschland“, stand darauf in holpriger Grammatik.

Dass das Thema die Tunesier so aufbringt, liegt weniger an Anis Amri allein. Sondern vielmehr an der schieren Zahl radikalisierter Tunesier im Ausland. Rund 5000 kämpfen laut UN-Schätzungen für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder al-Qaida, vor allem in Syrien und im Irak, Mali und Libyen. Der Frage, ob die Menschen zurückkehren dürfen und wie man mit ihnen umgeht, spaltet das nordafrikanische Land.

Tunesier sind eine der größten Gruppen ausländischer Kämpfer. 2900 von ihnen sind den Behörden laut Innenministerium namentlich bekannt. 800 von ihnen sind demnach nach Tunesien zurückgekehrt. Ein Teil von ihnen sitze im Gefängnis oder stehe unter Hausarrest. Sie sind ein Problem für Tunesien. Es ist kaum festzustellen, was sie in Syrien getan haben. Tunesien brach 2012 die diplomatischen Beziehungen zum Assad-Regime ab.

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