Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis die neue tunesische Verfassung fertig wurde. Herausgekommen ist ein Grundgesetz, das so widersprüchlich ist wie die Gesellschaft selbst. 

Die Erschöpfung steht den Parlamentariern ins Gesicht geschrieben. „Das ist wie eine Geburt: es ist sehr schmerzhaft, aber am Ende sind alle glücklich, wenn das Kind endlich da ist“, lacht Mehrezia Laabidi. Die Ennahdha-Abgeordnete und Vize-Vorsitzende der tunesischen Verfassungsversammlung hatte in den vergangenen Wochen unzählige Stunden Plenarsitzungen geleitet und sich dabei nicht selten an den Rand der Heiserkeit geschrien, um Ruhe zu schaffen, wenn die mehr als 200 Abgeordneten sich lautstarke Diskussionen über das künftige Grundgesetz des Landes lieferten. Am Sonntag (26.01.2014) hat die Nationalversammlung über den Text abgestimmt, das Werk wurde mit mehr als der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit gebilligt. mehr