Vor genau sieben Jahren begann in Tunesien die Revolution, die als Auslöser des Arabischen Frühlings gilt. Doch bis heute ringt das Land um demokratische Reformen und Wirtschaftswachstum.
Tausende junge Tunesier haben ihrer Heimat in den letzten Jahren den Rücken gekehrt. Einer von ihnen war Anis Amri, der Attentäter vom Breitscheidplatz. Am Dienstag jährt sich der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit 12 Toten und mehr als 70 Verletzten.
Auch in Amris Heimatland hatte die Tat kurze, aber heftige Diskussionen losgetreten – um den richtigen Umgang mit Djihadisten, mutmaßlichen Gefährdern und ausreisepflichtigen Migranten. Inzwischen ist die Debatte weitgehend verstummt, denn Bürger und Politiker gleichermaßen sorgen sich vor allem um die kritische Wirtschaftslage des Elf-Millionen-Einwohner-Staates. Dabei hängt beides eng zusammen.
Als im März 2017 Kanzlerin Angela Merkel zu Gast in Tunis war unterzeichnete sie ein Abkommen, das eine schnellere Identifizierung und Neuausstellung von Papieren ausreisepflichtiger Tunesier festschrieb. „Wir machen die Rückkehr schneller“, versprach Merkel, „aber wir helfen dann auch den Menschen, die hier ankommen.“
Kritische Wirtschaftslage
Zusammen mit Entwicklungsminister Gerd Müller eröffnete Merkel in Tunis ein sogenanntes Migrationsberatungszentrum. Ähnlich wie in anderen Ländern werden in diesem Zentrum sowohl diejenigen Tunesier beraten, die legal nach Deutschland ausreisen wollen, als auch solche, die freiwillig oder unfreiwillig Deutschland verlassen haben und nun auf dem Arbeitsmarkt in Tunesien Fuß fassen wollen. Doch statt den angestrebten 2000 Beratungssitzungen bis Ende des Jahres wurden bis Ende November gerade einmal 600 Personen beraten.
Die besten Beratungsleistungen nützen indes wenig, wenn es kaum Jobs für die junge tunesische Bevölkerung gibt. Bei beständig hohen Arbeitslosenzahlen von offiziell rund 15 Prozent verschärft sich die finanzielle und wirtschaftliche Lage Tunesiens zusehendes. Der tunesische Dinar hat gegenüber dem Euro im vergangenen Jahr rund 25 Prozent an Wert verloren, die Devisenreserven des Landes sind auf einem historischen Tiefstand, und die Handelsbilanz ist so schlecht, dass die Banken inzwischen keine Kredite mehr vergeben dürfen für die Einfuhr von Produkten, die als nicht dringend notwendig eingestuft werden. mehr
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