Der junge Tunesier Anis Amri hat wahrscheinlich in Berlin zwölf Menschen ermordet. Warum, das ist unklar. Sein Leben gibt zumindest Hinweise, wie er sich radikalisierte.
Von Kai Biermann, Sarah Mersch, Karsten Polke-Majewski, Michael Stürzenhofecker und Veronika Völlinger
Niemand wird als Terrorist geboren. Warum hat Anis Amri dann, nach allem, was bislang bekannt ist, in Berlin mit einem Sattelschlepper zwölf Menschen ermordet? Eine abschließende Antwort auf diese Frage wird es vielleicht nie geben. Doch wer sich mit dem Leben des mutmaßlichen Attentäters befasst, findet zumindest Hinweise darauf.
Anis Amri wuchs in der Siedlung Farhat Hached in Oueslatia im Norden Tunesiens auf. Der Ort hat knapp 30.000 Einwohner. Eine Kleinstadt im Regierungsbezirk Kairouan, etwa 140 Kilometer südlich von Tunis.
Amris Vater ist Landarbeiter, ein Tagelöhner mit großer Familie. Drei Brüder und fünf Schwestern hat Amri. Er wuchs im Tunesien der neunziger Jahre auf, in einer Diktatur, die einem Jungen aus ärmlichen Verhältnissen wenig Hoffnung auf ein großes Leben ließ.
Der Vater sagte tunesischen Medien, sein Sohn habe Abitur gemacht, aber er kannte ihn wohl nicht so gut, wie er glaubte. Mit seinen Brüdern hatte Amri bis kurz vor dem Anschlag noch Kontakt, zu seinem Vater in den vergangenen Jahren nie. Der älteste Bruder Walid widersprach dann auch seinem Vater. Amir habe nur die achte Klasse absolviert und die Schule abgebrochen.
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