In Tunesien wird die Todesstrafe seit Anfang der 1990er Jahre zwar nicht mehr angewandt, abgeschafft wurde sie bislang jedoch nicht. In ihrem Buch „Das Siliana-Syndrom“ beleuchten die Autoren ein Thema, das bis heute ein großes gesellschaftliches Tabu darstellt. 

„Das Siliana-Syndrom“ – so lautet der Titel eines neu erschienen Buchs, benannt nach einer Kleinstadt, rund 120 Kilometer von Tunis entfernt. „Wir hätten auch Jendouba, Kef oder irgendeine andere Stadt im Nordwesten oder Süden Tunesiens wählen können“, erklärt Héla Ammar, eine der Autoren des Buches. Denn immer stärker habe sich die Justiz des nordafrikanischen Landes in den letzten Jahren zu einer Klassenjustiz entwickelt.

„Fast alle zum Tode verurteilten Personen kommen mittlerweile aus ärmsten Verhältnissen und völlig marginalisierten Regionen im Landesinneren“, erklärt die Künstlerin und Juristin Ammar. Seit oft mehr als zwanzig Jahren sitzen sie in den Todeszellen, davon jahrelang ohne Kontakt zur Familie und ohne zu wissen, ob das Urteil je vollstreckt wird oder ob sie den Rest ihres Lebens in Haft verbringen werden. mehr