Nach dem Mord an dem linken Oppositionellen Chokri Belaid haben sich die politischen Gräben in Tunesien weiter vertieft: Die ohnehin angeschlagene Regierung steckt in einer tiefen Krise und der Streit um eine neue Regierung aus Experten hält an. 

So einig stand Tunesiens Opposition schon lange nicht mehr zusammen wie nach dem Mord an Chokri Belaid. Es war ein Erdbeben, das die zersplitterte Opposition über Parteigrenzen hinweg zusammenrücken und die Wut gegen die Regierung explodieren ließ.

Hunderttausende erwiesen dem Ermordeten am vergangen Freitag (8. Februar) die letzte Ehre. Ein kilometerlanger Trauerzug wandte sich bei teils strömendem Regen durch die Straßen der Hauptstadt zum Jellaz-Friedhof, wo Belaid über den Hügeln von Tunis in einem Märtyrergrab beigesetzt wurde. Zwei Tage vorher war er mit Schüssen in Kopf und Nacken kaltblütig niedergestreckt worden, als er gerade sein Haus verließ, um ins Büro zu fahren.

Knapp eine Woche nach dem Anschlag auf den 48-jährigen Anwalt ist das politische Tunesien aus der Schockstarre erwacht und zur hektischen Betriebsamkeit zurückgekehrt, jedoch ohne klare Linie. Wohin es mit dem Mittelmeerstaat geht, das ist so ungewiss wie noch nie in den vergangenen zwei Jahren nach dem Aufstand gegen den ehemaligen Diktator Zine El Abidine Ben Ali. mehr