So langsam wird es ernst in Tunesien. Am 23. Oktober wird die Bevölkerung eine verfassungsgebende Versammlung wählen, doch vorher muss das Wählerverzeichnis aktualisiert werden: die Interimsregierung traut dem Verzeichnis des Innenministeriums nicht. Rund 7,8 Millionen wahlberechtigter Tunesier sind daher aufgerufen, sich innerhalb der nächsten drei Wochen zu registrieren – ein logistischer Kraftakt, bei nur etwas mehr als 2000 dafür ausgebildeten Mitarbeitern, die sich in den Stadtverwaltungen um die Listen kümmern (und im flächemäßig größten und dünn besiedelten Gouvernorat Tataouine im Süden Tunesiens auch übers Land fahren).  Entsprechend die Anlaufschwierigkeiten gestern, als viele Menschen wieder nach Hause geschickt werden mussten, weil die Technik streikte. Doch die Probleme seien inzwischen behoben, lässt die Organisiationskommission am Dienstag via Website, Facebook und Twitter mitteilen.

Am späten Nachmittag treffe ich mich mit Beheedine, um zu sehen, ob und wie die Registrierung funktioniert. Vor dem Gebäude der Distriktsverwaltung in Mutuelleville hängen zwei große Banner an der viel befahrenen Straße: hier geht’s zur Registrierung. Kurz vor Schließung herrscht reges Kommen und Gehen, rund zehn Männer und Frauen stehen vor den Tischen, einige haben gleich die ganze Familie mitgebracht. Dahinter drei Wahlhelfer, zwei Computer, zwei Barcode-Scanner und ein Drucker. Nach zwei, drei Minuten Warten ist Beheedine an der Reihe, ich stoppe die Zeit. Barcode des Ausweises scannen, Daten im Computer abgleichen, Wahlbüro für den Tag X checken, Info ausdrucken, Registrierung in doppelter Ausführung unterschreiben: 1 Minute und 17 Sekunden nachdem er die zuständige Beamtin begrüßt hat steht mein Protagonist im Wählerverzeichnis und wird im Oktober zum ersten Mal in seinem Leben wählen gehen.

Update ————————

So langsam kristallisiert sich auch heraus, wie die Registrierung der Tunesier im Ausland ablaufen wird. In Frankreich wird es zwei Wahlbezirke geben, in Deutschland und anderen europäischen Staaten jeweils einen. Details hierzu in der Erklärung der ISIE. Positiv überrascht bin ich übrigens von der schnellen Reaktion der ISIE auf Fragen bei Twitter und Facebook, das scheint bei Fragen die schnellere Variante zu sein als bei der jeweils zuständigen Botschaft oder beim Konsulat nachzuhaken.