Doc à Tunis gibt sich dieses Jahr revolutionär mit Filmen aus Tunesien und Ägypten, die sich der aktuellen politischen Situation annehmen. Dass das Programm eher knapp und ein bisschen zusammengewurschtelt aussieht: normal, schließlich war hier vor drei Monaten noch Revolution. Dass das Festival trotzdem stattfindet: hervorragend. Das Sihem Belkhodja sich als große Revolutionärin darstellt: no comment….

Die Zusammensetzung des Organisations-Teams sorgte im Vorfeld in Tunis für mehr Diskussionen als das Programm. Hichem Ben Ammar, ehemaliger künstlerischer Leiter, hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, zu gehen – und inzwischen sein eigenes Dokumentarfilmprogramm angeschoben. Bleibt Khemais Khayati: der hatte im vergangenen August noch die berühmte „Liste der 65“ unterzeichnet, die Ben Ali aufrief, sich 2014 erneut zur Wahl zu stellen. Und Sihem Belkhodja, Gründerin des Festival, ebenfalls Unterzeichnerin besagter Liste und schon lange gut vernetzt, sowohl nach oben als auch nach Frankreich. La Presse berichtete letzte Woche noch, Belkhodja sei nicht mehr dabei – am Samstag bei der Pressekonferenz zur sechsten Auflage des Festivals war sie dann doch sehr präsent. Ob ein „revolutionäres“ Festival reichen wird, um sich reinzuwaschen?